Unken im Mittelalter

Prof. Josef Leitinger, Februar 2009

Das von Bischof Rupert im Frühmittelalter um 700 gegründete Kloster St. Peter erhält als Stiftung vom Bayernherzog Theodo I. (Adelsgeschlecht der Agilolfinger) Salzquellen in Reichenhall und Wälder im Saalachtal. Genutzte Wälder sind um 800 schon durch Wege erschlossen und verhackt.

Im 10. Jahrhundert beginnt im Saalachtal die Kolonisierung.

Im Raum Unken/Reith wächst in drei Jahrhunderten eine von Grundherrn festgelegte planmäßige Siedlungen mit rd. achtzig Gütern. Erste Flächen dürften am hochwasser- und lawinengeschützten Unkner Boden urbar gemacht worden sein, für vier Güter, für einen Kleinweiler mit Blockflur. (heute: Schrempfgut, Fritzgut, Kalchofengut und Perchtgut).

Schriftliche Aufzeichnungen über den Besiedelungsvorgang gibt es nicht, doch über erfolgte Schenkungen. 976 werden zwei Höfe in Reith von EB Friedrich I. an Archediakon Rihteri übergeben.1137 schenkt Konrad I. dem Stift Reichersberg sechs Hofstätten in den Wäldern von Unchen (älteste bekannte Nennung Unkens) und Salzquellen in Reichenhall. 1156 schenkt EB Eberhard III. dem Kloster St. Peter ein Gut zu Unken samt der dazugehörigen Familie und einer Salzsieden. Güter erhalten auch die Stiftung Lodron Collegialität und eine bayrische Grundherrschaft.

  1. Der große Schwemmkegel des Unkenbachs und die obere Saalachterrasse mit den Einzelhöfen Kalmbach (Forsthaus), Flatscher, Hölzl, dem Kleinweiler Boden mit Schrempf, Fritz, Kalchofen und Percht, den Einzelhöfen Seidl (Oberrain), Krepper (Schmiedrup), Aschl, Falterbauer, Unterhager, Heistl und Fuchs. (Hofurbar elf , St. Peter einer, St. Zeno zwei, Kirche St. Jakob zwei) BODEN / UNKEN (Die dem Stift Reichersberg geschenkten sechs Hofstätten dürften am Boden ihren Standort gehabt baben.)
  2. Der unterste Gsenghang mit den Einzelhöfen Egger, Leitgeb (Kirchenwirt), Lohweber, Reitbauer, Plaikpoint, Ennsmann, Lummer, Schilcher und Pichler. (Hofurbar acht, Herzoglichurbar einer) NIEDERLAND
  3. Die sanften Hügel am Fuß des Achbergs der Einzelhof Schiederweber, Fellner, Achner, Punz und Mörtl (vulgo Möschl). (Hofurbar vier, St. Peter einer) ACHEN-NIEDERLAND
  4. Die untere Flussterrasse und die Talniederung der Saalach, links der Saalach: die Einzelhöfe Neuhauser, Post, Harmbauer, Lackner, Perner und Eder; rechts der Saalach: die Einödhöfe Köstler und Schwaiger. (Hofurbar sechs, St. Zeno eins, Herzoglichurbar einer) ACHEN-NIEDERLAND
  5. Niederungen des Unkenbachs Einödhof Hintermüller, Einzelhöfe Rausch und Kreuzer, (Hofurbar drei) GFÖLL
  6. Die steilen Hänge Sonnbergs und  Vordergfölls mit den Einzelhöfen Brandner, Beibl, Emater, Kühler, Brandl, Angerer, Oberstaller (Lutz) und Unterstaller (Neuhäusl), den Einödhöfen Bauregger, Herbst, Schneiderbauer und Hammerl (Hofurbar zwölf, Kirche St.Jakob einer) GFÖLL
  7. Die steilen Hänge Hintergfölls mit den Einzelhöfen Rieger, Geistler, Wimmer, Leitinger (?), Scheiber, Schmiederer, Hinteregger, Moar und dem Einödhof Hochegger. (Hofurbar neun) GFÖLL
  8. Die Hänge des Unkenberges mit den Einzelhöfen Pfannhaus, Meisl, Hagen, Götz, Grabner, Datz, Niederberger, Brenner, Hammerschmied, Hoisn, Haitzmann, Soder, Kempichler und den Einödhöfen Kecht, Hengstloch und Dax. (Hofurbar drei, St. Peter vier, Berchtesgaden neun) UNKENBERG
  9. Die Saalachniederung in Reith mit den Einzelhöfen, Wieser und Dietz. (Höglwörth zwei) REITH
  10. Die obere Flussterrasse in Reith mit dem Weiler Reith: Reitermüller, Berger, Ulinger, Asinger, Stefflinger und Weber (Höglwörth drei, Stiftung Lodron Collegialität drei) REITH
  11. Der Innersbach- und Donnersbachschwemmkegel  mit den Einzelhöfen Heistl, Pichler, Hofmoar, Sichler, Foischinger, Walcher und dem Einödhof Hochreit (Hofurbar fünf, Höglwörth zwei) REITH

Schon im achten Jahrhundert sind Wälder verhackt und durch Wege erschlossen. Westlich der Saalach, in der Sonntagshorn - KammerköhrMulde bewirken die geologischen, morphologischen und klimatischen Verhältnisse  nahezu eine geschlossenes Waldkleid. Östlich der Saalach sind durch Gestein, Formen und Klima nicht die gleich günstigen Voraussetzungen für Wälder gegeben.

Im Waldbuch 1529 werden die dem Reichenhaller Salzsudwesen zugeordneten Schwarz- und Hochwälder einzeln schriftlich aufgezeichnet. Die Forsteinheiten im Unkental sind: Großweißbach, Vorderer Ödenbach, Hinterer Ödenbach, Zwickel, Schwarzbergwald, Fußtal, Hochrudersbach, Brunnbach, Schliefbach, Scheibelberg, Dürrnbacheck, Finsterbach, Laubenberg und Martinbichl; die bayrisch-eigenen Freiwälder in Reith: Bannwald, Donnersbach, Illersbach, Scharnbach und Innersbach. (1812 werden die einzelnen Wälder erstmals kartografisch erfasst.)

Von den die Wälder erschließenden Wege fehlen mittelalterliche Aufzeichnungen. Vielfach werden die z.T. vor  eintausend Jahren angelegten Wege bis über den II. Weltkrieg hinaus genutzt. (Ab den 50er Jahren erschließen immer mehr Güter-, Forst- und Almwege die Höfe, die Wirschaftswälder und die Almhütten.). Aus den St. Petrischen Zeiten, 7. bis 9. Jh., fehlen gleich Aufzeichnungen vom Wegenetz und vom Transport der Hölzer auf der Saalach zu den Sudpfannen in Reichenhall

Gegenwärtig sind keine sicheren Aussagen über ihre Entwicklung im Mittelalter möglich. Erst wird der gezimmerte Zwiehof mit eingeschossigem Wohn- und Wirtschaftsgebäude gebaut. Dem folgt der Einhof mit zweigeschossigem Wohn- und Wirtschaftsgebäude unter einem Dach. In einer dritten Phase wird ein Raum, die Wohnküche mit offner Feuerstelle gemauert. Am denkmalgeschützten Kalchofengut, 1498 und 1522 urkundlich angeführt, ist die mittelalterliche Entwicklung zumindest zum Teil erkennbar.

Die Seelsorge obliegt seit dem 12. Jahrhundert den Augustiner Chorherrn des Klosters St. Zeno mit dem Vikariat St. Martin. 1353 errichten die rd. achtzig Güter der vier Kreuztrachten in Unken eine eigene Kirche. 1522 erwirbt die Kirche St. Jakob als eigener Grundherr durch Kauf von Adam Schweinböck, Bürger in Reichenhall, von den Gütern Oberstadler (Lutz), Kalchofen und Krepper (Schmiedrup) die Höfe, jedoch nicht die Flur. Vom spätmittelalterlichen Gotteshaus, 1756 abgebrannt, ist noch der Kirchturm erhalten. Die ehemalige schlichte Turmhaube ist durch eine doppelzwiebelförmige ersetzt.

Im 14. Jhdt. Mautmühle Unterhager auf der Mühlau ausgewiesen. 

Im 15. Jhdt. zwei Tafernen genannt, an der Landstraße Oberrain und in Nachbarschaft zur Kirche Leitgeb (Kirchenwirt)

Im 16. Jhdt. folgen ebenfalls an der Landstraße die Taferne Unterrain (Gasthof Post), unterhalb Oberrain ein Hufschmied (Krepper), ein Wagner (Binderhaus), und ein Binder (Bindergütl).

Der Kleinweiler Boden mit vier Gütern dürfte der Siedlungskern in der Saalachweitung Unken und der Weiler Reith mit fünf Gütern der in der Saalachweitung Reith sein.  

Die rd. achtzig Güter im Raum Unken/Reith sind sechs Grundherrschaften zinspflichtig.

Ortschaften (heute) und Zahl der Höfe: Unken dreizehn, Niederland neunzehn, Vordergföll dreizehn, Hintergföll neun, Unkenberg acht und Reith fünfzehn, 

Die spätmittelalterlichen Höfe sind im Waldbuch von EB Matthäus Lang 1529 erfasst, ihre Größe in der Katastermappe von 1830 und ihr Viehstand in den Eichbriefen der Saalforste von 1831 beschrieben.

1228 werden von König Heinrich VII. die Reichslehen Unterpinzgau, (verwaltet von den Plainer Grafen) und  Oberpinzgau (Lechsgmünder Grafen), zuvor Lehen des Herzogtums Bayern unter Ludwig I. und seines Sohnes Otto dem Erzstift  Salzburg, unter EB Eberhard II. übertragen.

Seit 1328 ist das Erzstift Salzburg, von Herzogtum Bayern vollkommen getrennt, ein geistliches Reichsfürstentum.

1524/25 Bauernkriege unter EB Matthäus Lang. Von Unken keine Quellen

Kalchofengut, im Kleinweiler Boden, 1522 durch Kauf der Grundherrschaft Kirche St. Jakob einverleibt. Seit 1654 Zulehen des Perchtguts. Am 20. Februar 2009 durch Kauf Eigentum des Museumsverein Festung Kniepass – Unken. 

Nach der Trennung der Funktionen von Abt und Erzbischof 987 unter Friedrich I., dürfte im Saalachtal der gesamte Waldbesitz des Stiftes St. Peter dem neu geschaffenen erzbischöflichen Hof, dem Erzstift (?) übereignet worden sein.

Im Waldbuch von 1529 sind einundvierzig Güter im Besitz des Erzbischofs (das sog. Hofurbar). Andere Grundherrn sind St. Peter mit zwölf Gütern, St. Zeno mit vier, Berchtesgaden mit sechs, Höglwörth neun, die Stiftung Lodron Collegialität mit drei und ebenfals mit grei Gütern dass bayrisch Herzoglichurbar (?). (Reichersberg scheint 1529 als Grundherr nicht mehr auf.)

Die im Hochmitterlalter (11. – 13. Jh.) von Grundherren geschaffene Anordung der Höfe und Fluren (s. o.) bestimmt noch heute des Gefüge der bäuerlichen Siedlungen der Gemeinde.

Bei weitgehend gleicher Größe der Güter bestimmen die Siedlungsformen  Weiler, Einzel- und Einödhöfe das Siedlungsgefüge. Einzelfluren (?) und Einödfluren sind neben den Blockfluren die vorherrschenden Flurformen der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Nicht geklärt ist, ob erst der Zwiehof und darauf folgend der Einhof die Hofform der Streusiedlungen ist (s.u.). Die Höfe liegen meist am Rand der Flur.

Die Saalachweitung Unken gliedert sich in mehrere naturräumliche Einheiten, davon sind in Unken acht und in Reith drei Siedlungsgebiete. Im 16. Jahrhundert ergeben diese Kleinräume die Verwaltungseinheiten der fünf Zechen oder Kreuztrachen des Pleggerichts Lofer mit Sitz zuerst am Turm zu Luftenstein und seit 1849  die vier Ortschaften der Ortsgemeinde Unken.